Klingt ein bisschen negativ, eine gierige, listige Ratte und ein gefräßiger, schleimiger Wurm…Warum spricht man nicht von Lesefuchs oder Bücherhund? Ist der schlaue Fuchs schon schlau, ohne Bücher gelesen zu haben? Ein Hund, klug und gelehrig, auch ohne je gelesen zu haben? Warum lesen Ratte und Wurm? Wer weiß?
Ich war und bin auf jeden Fall eine sogenannte Leseratte, mit dem Begriff kann ich mich eher identifizieren als mit dem Bücherwurm, unter dem stelle ich mir eher so einen super gelehrigen jungen Mann vor, der viel (Fach-)Literatur liest und ein bisschen lebensunpraktisch ist.
Als ich klein war, ging unsere Mutter mit uns in die große Stadtbibliothek in Nürnberg und holte dort Bücher für uns und für sich. Es war ein riesiges, altes beeindruckendes Gebäude, mit unendlich vielen Räumen und schön begrünten Innenhöfen.
Eins der ersten Bücher, das wir dort holten, war :und die kleinen Ausgaben von Astrid Lindgrens Pippi Langstrumpf, die ich schon aufgrund ihres Formates liebte.
Natürlich hatten wir auch zuhause Bücher, den Struwelpeter und die Struppelliese, das Kaninchen Bimbambinchen und ein weiteres Lieblingsbuch von mir: Aber zur Bibliothek zu gehen und neuen Lesestoff zu holen, war einfach wunderbar. Nachdem wir nach Langwasser umgezogen waren und ich allmählich selbst lesen konnte, kam der Bücherbus der Stadtbibliothek wie gerufen. Er hielt vor der Grundschule an, und ich konnte mir dort selbst Bücher aussuchen. Als ich etwa 10 war, eröffnete das Gemeinschaftshaus Langwasser :
und dort im Obergeschoss eine festeingerichtete, nagelneue Stadtbücherei, nur ca. 10 Gehminuten von meinem Zuhause entfernt.
Ein Paradies!!! Sooft ich wollte, konnte ich dorthin gehen. Oben sieht man links im Bild, würfelförmige Regaltürme. Davon gab es in der Kinder-und Jugendbuchabteilung drei Stück. Im ersten gab es vorwiegend Märchenbücher, auch alle Folgen von Pünkelchen und Kasperle auf Reisen u.ä., im zweiten Turm alle Ottfried Preussler Bände, Erich Kästner, alles Bücher für 8-10 Jährige und im dritten Turm Bücher ab 12 Jahren. Dann zusätzlich eine lange Regalwand mit Büchern ab 14 Jahren.
Ich las mich systematisch durch alle Regalreihen und alle Bände .Oft nahm ich eine fahrbare Einkaufstasche meiner Mutter mit, um die Schätze nach Hause zu bringen. An der Theke der Bibliothek musste ich zunächst alle Bücher, samt Titel und Kürzel in mein kleines Heftchen eintragen, dann wurde der Abgabetermin eingestempelt.
Ich las alles von Astrid Lindgren, alles von Ottfried Preussler, von Michael Ende, alle Hanni und Nanni Bände, die ganze 5 Freunde Serie, Försters Pucki von Magda Trott, Nesthäkchen, Dolli Bände, nicht so gerne die Märchen, aber auch einige von diesen.
Ich hatte den Ehrgeiz mich Stück für Stück rund um alle Bücherregaltürme zu lesen. Meine Freundin Doris begleitete mich auch öfter und wir empfahlen uns gegenseitig Bücher oder lasen gleich noch die von der anderen ausgeliehenen Bücher mit. ( wir hatten zuhause auch kein Fernsehgerät). Später wechselte ich ganz stolz zum Jugendbuchregal und las alles von Berte Bratt und ähnliches.
Manchmal fürchtete ich, der Lesestoff könnte ausgehen… Aber ich wurde ja älter und durfte irgendwann auf die Seite der Erwachsenenliteratur wechseln. Und es gab ja immer noch die Zentralbibliothek in der Innenstadt…
So, das war jetzt der erste Teil zum Thema Lesen….Fortsetzung folgt…